Bewertungen, die die Welt verändern
Ach, heute morgen bin ich aufgestanden und der Kaffee war leer.
Als ich auf die Toilette ging, war der Klodeckel offen. Im Büro erfuhr ich, dass meine Kollegin krank ist und auf dem Weg nach Hause gab es eine Störung bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, so dass meine Bahn nicht fuhr. Ach, das war ein schöner Tag!
Was? Denkst du jetzt bestimmt. Das war doch alles total ärgerlich! Du hättest dich über all die Dinge aufgeregt!
Was aber, wenn ich dir sage, dass der Kaffee schon ziemlich alt war und ich froh war, dass ihn endlich jemand aufgebraucht hat, damit ich neuen kaufen kann? Und dass ich schon öfter darum gebeten habe, den Klodeckel offen zu lassen, weil ich ihn sonst immer anfassen muss? Ausserdem bin ich froh darüber, dass meine Kollegin sich endlich eine Auszeit gönnt nachdem ihr Vater gestorben ist? Dass ich mir schon lange vorgenommen habe, zu Fuß nach Hause zu gehen, um ein wenig mehr Bewegung zu bekommen?
Vielleicht kannst du einige Dinge nicht nachvollziehen, weil du sie anders sehen würdest. Aber jetzt, wo ich dir meine Welt erklärt habe, kannst du verstehen, warum mein Tag toll war?
Bist du bisher davon ausgegangen, dass wir die Welt alle mit den selben Augen sehen? Dass es ganz klar abgegrenzt ist, was gut und was schlecht, was richtig und was falsch ist? Dann hast du jetzt wahrscheinlich gemerkt, wie schnell man sich damit täuschen kann.
Das Modell des „Konstruktivismus“ besagt, dass wir die Welt, in der wir leben, durch unsere Gedanken „erschaffen“. Das heißt, so wie wir die Dinge und Umstände bewerten, so empfinden wir sie auch. Allerdings muss das nicht immer die einzig mögliche Bewertung sein. Sobald wir anfangen uns in unser Gegenüber hineinzuversetzen, eröffnen sich neue Betrachtungsweisen. Wir können zum Beispiel versuchen, positive Eigenschaften in unserem Gegenüber zu suchen und gute Intentionen hinter den Taten zu vermuten.
Dafür können wir in einem ersten Schritt anfangen, bewusster darauf zu achten, was wir von der Welt und unserem Leben erwarten. Oder uns umgekehrt fragen: Was verrät uns unser derzeitiges Leben über unsere Weltsicht?
In einem weiteren Schritt können wir dann anfangen, die Dinge, die uns nicht (mehr) gefallen zu verändern – indem wir unsere Sicht darauf hinterfragen. Frei nach Pipi Langstrumpfs Motto „Ich mach mir die Welt, wie sie, wie sie, wie sie mir gefällt.“
Sobald du begriffen hast, welchen Einfluss deine Gedanken und Bewertungen auf dein Leben haben, kannst du anfangen, es so zu gestalten, wie es dir gefällt.
Dafür ist es jedoch unabdingbar, sich auch die unbewussten Gedanken anzusehen, die uns begleiten. Sie verstecken sich hinter gelernten und nie hinterfragten „Glaubensätzen“ und „Wertvorstellungen“. Und sie liegen jeder Angst zu Grunde.
Ich kann dich dabei unterstützen, dir diese Dinge ins Bewusstsein zu holen.