Eine persönliche Lebensgeschichte
Jede Lebensgeschichte fängt irgendwo an.
Nach Außen war ich ein sehr lebensfrohes Mädchen. Ich sah die Dinge im Leben immer auf eine positive Weise und wusste schon früh, dass alles was mir widerfuhr, mich irgendwie weiter brachte im Leben.
Selbst die Scheidung meiner Eltern kommentierte ich, nach Aussage meiner Grundschullehrerin, mit
„Das ist nicht so schlimm. Dafür bekomme ich jetzt zum Geburtstag und Weihnachten immer zwei mal Geschenke.“
Ich war kein Kind, das Ärger machte. Ich war „pflegeleicht“, gut in der Schule und half, so gut das ein Kind eben tut, im Haushalt mit.
Aber gleichzeitig hatte ich mit starken Panikattacken zu kämpfen, die mich Nachts aus meinen Träumen in die Welt katapultierten und mir die Luft zum Atmen abschnürten.
Auseinandersetzungen mit meiner zwei Jahre älteren Schwester wurden im Laufe der Zeit immer brutaler. Im Teenager-Alter stritten und prügelten wir uns zuletzt so heftig, dass die Nachbarn vor der Tür standen, um einzugreifen.
Ich hatte eine tiefe Wut in meinem Herzen. Und eine noch tiefere Trauer. Dennoch bemühte ich mich, meine positive Weltsicht zu behalten und zielstrebig meinen Weg zu gehen – in die einzige Zukunft, die ich mir vorstellen konnte:
In Richtung „Karriere“. Was bedeutete, mein Abitur so gut wie möglich zu machen. Danach erlebte ich eine sehr harte Anfangszeit am finanziellen Limit in einer neuen Stadt Berlin.
Ich rappelte ich mich auf. Fing an zu studieren. Ich arbeitete nebenbei als Werkstudentin in einem Hightec-Unternehmen und machte noch ein halbes Jahr Auslandspraktikum in Spanien. Endlich schloss ich mein Wirtschaftsrechts-Studium mit “sehr gut“ ab.
Danach wurde ich übernommen. Ich arbeitete mich hoch zur Key Account Managerin für die Bundesministerien. Ich war in der Gunst meiner Chefin die Karriereleiter bis zur Führungskraft aufsteigen zu können.
Aber ich war nicht glücklich.
Es fühlte sich an, wie ein Theaterstück. Und die Rolle, die ich darin spielte, war mir zugewiesen worden. Keine, auf die ich mich freiwillig beworben hätte.
In der ganzen Zeit fühlte sich mein Leben unterschwellig schwer an. Wie ein Gewicht, das man am Bein hat und einem jeden Schritt erschwert. Wie eine Aufgabe, die mir gestellt wurde, für die ich aber niemals die Kraft hätte, sie erfolgreich zu erledigen. Als ob ich schon unglaublich alt wäre und keine Kraft mehr in meinem Körper hätte.
Nur irgendwie wusste ich, dass ich da durch musste – die Alternative wäre „final“ gewesen. Ich schleppte mich weiter.
Und wurde immer wütender und hasserfüllter. Und solch starke Gefühle konnte ich noch nie gut verbergen. Ich war hochgradig cholerisch. In der Arbeit hielt ich mich bis auf Flüche weitestgehend zurück, aber nach der Arbeit brüllte ich laut, sobald mir nur etwas herunter fiel oder misslang.
Um so mehr kümmerte ich mich aber um andere Menschen, die meine Nähe suchten. Versuchte ihnen den Weg zu weisen. Ihnen positiv zuzureden – ihnen Hoffnung zu schenken. Was erstaunlicherweise immer bis zu einem bestimmten Punkt funktionierte – für die anderen.
Solange bis ich mich “verausgabt” hatte und ich keine Energie mehr für den Anderen – aber vor allem für mich selbst übrig hatte.
Ich wurde wieder wütend. Ich verstand nicht, warum diese Menschen denn nicht endlich etwas in ihrem Leben veränderten. Aufhörten, sich als Opfer zu verhalten und endlich Verantwortung zu übernehmen.
Und dann durfte ich erfahren, wie es ist, wenn man aus einer Situation nicht mehr heraus kommt. Ich war bereits davor fast ein Jahrzehnt in einer „ungesunden“ Beziehung, aber was dann kam, war so absurd, dass selbst meine besten Freunde aufhörten mich zu verstehen oder zu unterstützen.
7 Jahre rannte ich einem Mann hinterher, der nicht mal im Entferntesten dazu in der Lage oder Willens war, eine Bindung zu mir einzugehen. Selbst ein halbes Jahr im Ausland änderte nichts an der Situation. Danach ging alles so weiter wie vorher.
Aber ich fühlte mich lebendig! Es war alles aufregend und neu.
Ich überschritt jede meiner Grenzen. Und ich konnte zumindest nach der Arbeit aus dem Theaterstück ausbrechen.
Ich tat all das für jemanden anderen. Aber zumindest tat ich es. Und ich lernte so viel über meine wahren Bedürfnisse! So dass ich irgendwann dazu in der Lage war, mich von der unsichtbaren Bindung zu lösen. Diese lange Zeit und die verrückten Erfahrungen waren notwendig dafür.
Und auch auf Arbeit war ich nicht mehr in der Lage, über mich hinweg zu gehen. Ich wusste, ich musste den Job wechseln. 2 Jahre suchte ich nach der Veränderung und dann, nachdem ich all meine Energie darauf ausgerichtet hatte, bekam ich endlich die Möglichkeit als Quereinsteigerin in einer Werbeagentur.
Aber auch dort kamen die Dinge, die mich am vorherigen Unternehmen gestört hatten, schneller zu mir zurück als ein Bumerang. Und auch die seit vielen Jahren nicht mehr aufgetretenen Panikattacken kamen wieder.
Ich hatte zum Glück über die Jahre gelernt, schneller auf meine Intuition zu hören. Ich kündigte nach nur 2,5 Jahren mit dem Ziel, meinen Traum endlich zu verwirklichen.
Meine Energie galt nun der Vision, eine Coachingausbildung zu absolvieren und mich damit selbstständig zu machen. Denn das Einzige, das stets konstant in meinem Leben geblieben war, waren die Menschen, die bei mir „Hilfe“ und Unterstützung suchten. Ein Medium hatte mir Jahre zuvor dazu geraten, dieses „Thema“ in den beruflichen Bereich zu verlagern, so dass ich im privaten Bereich endlich mein Seelenglück finden könnte.
Irgendwann habe ich begriffen, der Weg ist das Ziel.
Was soll ich sagen…Die Coaching und Mediations-Ausbildung haben mir die Augen und den Weg zu meinem Herzen geöffnet.
Ich habe meine bis dahin unbewusste Co-Abhängigkeit erkannt.
Ich habe begriffen, dass ich nicht die Bedürfnisse Anderer erfüllen muss, um geliebt zu werden. Sondern dass ich einfach „sein“ darf.
Natürlich haben mich auch davor schon Bücher und Menschen auf meinem Weg begleitet und unterstützt. Aber der „Durchbruch“ war die geleitete und intensive „positive“ Auseinandersetzung mit mir selbst während der Ausbildung.
Ich konnte mich tragen lassen. Ich konnte die Last loswerden, mich für alle Anderen „verantwortlich“ zu fühlen!
Denn jeder muss selbst die Verantwortung für sein Leben akzeptieren, um weiter zu kommen.
Ich habe gelernt, dass es andere Wege gibt, meinen Mitmenschen zu helfen, als „nur“ gute Ratschläge zu erteilen und ihr bisheriges Verhalten zu bewerten.
Aber vor allem weiß ich, wie sehr mir jemand im Leben gefehlt hat, der MIR dabei hilft, mich und meine Umstände „positiv“ zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Eine Therapie lehnte ich schon als Kind instinktiv ab. Im Erwachsenenalter versuchte ich es nochmals aus eigener Initiative und war mir schnell sicher, dass es auch jetzt nicht mein Weg war.
Inzwischen befinde ich mich im „Fluss der Weiterentwicklung“. Es gibt noch so viele unentdeckte Ängste und Glaubenssätze in mir, die mich an einem wahrlich freien Leben ohne „Fussfessel“ hindern. Aber ich kenne nun die Richtung und weiß, dass es für mich noch so viele Möglichkeiten gibt.
Ich bin selbstbestimmt und frei in meinen Entscheidungen – etwas wertvolleres gibt es für mich nicht.
Und egal, was mir passiert ist oder noch passieren wird. Eines habe ich gelernt:
„Die Gegenwart – das Jetzt – ist die einzige Zeit, die wir aktiv gestalten können“
Aber jeder Schritt in der Gegenwart wird im Rückblick irgendwann zu einem Ganzen – und am Ende steht eine Geschichte, die man selbst geschrieben hat bevor man das Ende kannte.